Zulfikarpašic

Das Rätsel des Bojan Z. - es ist endlich gelöst. Oder etwa doch nicht? Ich denke nur zum Teil: zwar hat er endlich die Scheu abgelegt seinen (nur auf den ersten Anschein) unaussprechlichen Namen Zulfikarpašic mit Bojan Z.(Punkt) zu strangulieren, mit seiner Musik versteht er es aber mehr und mehr eine geheimnisvolle Spannung aufzubauen die ihre Energie aus der kulturellen Tektonik des Balkans bezieht, welche mitunter ja eruptiven Charakter haben kann.

Gleich das Einstiegsstück „La petite Gitane“ zeigt eine enorme Dynamik, ein Kaleidoskop der Kulturen. „Radio B0“, ein Piano-Trio der subtilen, eindringlichen Art - der Titel mag vielleicht eine Anspielung auf das eingesackte/untergetauchte Belgrader Radio B2 sein, der - so zumindest die Verlautbarungen - letzten unabhängigen Informationsquelle Serbiens aus den Wirren des Kosovo-Krieges. Das Titelstück „Koreni“, das im serbo-kroatischen soviel wie „Wurzeln“ bedeutet, ist eine schöne folk-orientierte Inspirationsquelle. Die Ney-Flöte von Kudsi Erguner ist ein faszinierender Begleiter auf dieser „Reise zu den Wurzeln“. Und das letzte Stück „On Ferme“ ist im wahrsten Sinne des Wortes der Aufräumer (es wird auch abgeräumt!).

Bojan Z.ulfikarpašic hat mittlerweile - so scheint es - seinen Lebensmittelpunkt in Frankreich gefestigt. Er spielt regelmäßig mit französischen Jazz-Cracks zusammen wie bspw. Henri Texier, in dessen Azur Quartet/Quintet er einer der Hauptakteure ist. Die Brücken, die er zwischen West und Ost schlägt, halten die musikalische Spannung in seinen Kompositionen. Und das Gewürz ist der Swing, den das Spiel von Bojan Z. hat.

„Koreni“ ist nach den CDs „Bojan Z. Quartet“ und „Yopla“ seine inzwischen dritte Produktion als Leader. Die meisten Titel sind Originale von Zulfikarpašic. Im Zeitalter des großen Stilmix hat er seinen eigenen, glaubhaften Standpunkt gefunden: rhythmischer Einfallsreichtum als Basis der Improvisationskunst, die sich in den Kulturräumen bewegt, die er mit seiner Person verbindet. Dabei spielt er mit unterschiedlichen, meist mittelgroßen Besetzungen, die mitunter orchestralen Charakter haben. Auch die Auswahl der Musiker aus Frankreich, Kroatien, Mazedonien und der Türkei zeigt diesen kulturellen Kreis auf.