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Markus Kurz - Radio Dreyeckland Freiburg - Jazzredaktion


Gonzalo Rubalcaba & Cuban Quartet – Antiguo
(Blue Note 7243 8 37717 2 1 - EMI)


Die geheimnisvollen Mythen der vorchristlichen kubanischen Naturreligionen erforscht Gonzala Rubalcaba mit dem Cuban Quartet auf der CD „Antiguo“. Musikalische Erzählungen, in denen Ochosi, ein vielgestaltiger Gott des kubanischen Volksglaubens in verschiedenen Inkarnationen, als Jäger, Medizinmann, Wahrsager oder Retter der Volksseelen dargestellt wird. Dabei ist nichts von traditionellem kubanischem Son, Bolero oder Guajira zu hören. Rubalcabas Ansatz geht weiter zurück, integriert Gesänge und Rhythmen der Ur-Insulaner und verschmelzt sie mit ausgefeilten Fusionklängen der letzten Art zu neuen musikalischen Landschaften.

Dieses bisher achte bei Blue Note aufgelegte Werk bietet verglichen mit seinen bisher auf diesem Label veröffentlichten Produktionen recht ungewöhnliche Musik, die man getrost in den weit gefassten Begriff „Weltmusik“ fassen kann, wobei Jazz und Weltmusik ja schon vor der Kommerzialisierung der Weltmusik in den 80ern in fruchtbarem Austausch standen, ehe es diesen Begriff im Sinne der Musikindustrie überhaupt gab. Aber Rubalcabas Musik stellt eben eine eigene Mischung dar, wohl Fusion im eigentlichen Sinne, von inspirierten, traditionalen Vokalparts über Sphärenklänge bis zu typisch afro-kubanischen, zupackenden Rhythmen ist dieser Mix sicher gewöhnungsbedürftig, aber nicht ohne Reiz.

Als kleine Erläuterung mögen die im Booklet zur CD enthaltenen „Notes for Antiguo“ dienen. Gonzalo Rubalcaba macht sich darin philosophische Gedanken von William Ospina über die Rezeption von Kunst zu eigen, bspw. lehnt Ospina Kategorisierungen ab, wie etwa die Einordnung ob etwas als „moderne“ Kunst gelten soll oder nicht. Was ein „Kunststück“ (piece of art) gehaltvoll mache, seien vielmehr seine Zeitlosigkeit und sein Potential auch Leute aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen anzusprechen.


>Vorgestellte< Titel (alle Gonzalo Rubalcaba):

Musiker:

Aufnahmedatum: vermutlich 1997


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© markus kurz 98.01.04