Bobby Previte – My Man in Sydney

Bobby Previte liefert mit seiner neuen Gruppe „Latin for Travellers“ ein explosives musikalisches Gemisch ab, das wohl nur schwer in irgendeine Sparte einzuordnen ist, vielleicht noch am ehesten als „Avantgarde Groove“ bezeichnet werden könnte. Andere Etikettierungen sprechen von „fortgeschrittenem Blues“, elektrischem Jazz oder Art Rock. Auf jeden Fall ist es für mich die konsequente Fortführung seiner ebenfalls auf Enja erschienenen CD „Hue and Cry“, aufgenommen mit seiner damaligen Formation „Weather Clear, Track Fast“.

Previte selbst bezeichnet das Projekt „Latin for Travellers“ als Rückkehr zu seinen frühesten musikalischen Erfahrungen, die natürlich mit seinem eigenen Instrument, den Drums, verbunden sind, aber auch der in „Latin for Travellers“ von Jamie Saft besetzten Hammond Orgel, sowie vor allem der elektrischen Gitarre, die bei diesen live in Sydney aufgenommenen Stücken mit den Gitarristen Jerome Harris und Marc Ducret gleich doppelt vertreten ist.

„Ob man die Gitarre“, so Bobby Previte in den Linernotes der CD, „als Instrument des Teufels oder Gottes bezeichnen mag oder lediglich als das viel zu vieler Leute dazwischen, die Gitarre wurde jedenfalls zum auffälligsten musikerzeugenden Gerät unseres Jahrhunderts – und folglich müsse man sich damit auseinandersetzen“.

Und entsprechend nimmt seine „mal mit , mal ohne“-Beziehung mit dieser Band ihre Fortsetzung, einer Art „Bar Band“, diese Etikettierung aber ungeachtet der musikalischen Qualitäten der Sidemen. Eben eine Band „mit der ich in fast jeder denkbaren Situation an jedem Ort spielen kann“ – so führt Bobby im wahrsten Sinne des im Booklet geschriebenen Wortes verbal aus, was sich auch in der Musik spiegelt: nämlich absolut irrwitziges musikalisches Chaos, das aber auf irgendeine geheimnisvolle Art von Bobby ventiliert und vorwärts dirigiert wird. Der musikalische Dampfzug groovt und quietscht, aber er entgleist nicht!

Das Cover fügt sich übrigens nahtlos ins Chaos ein: Die vier Burschen am imaginären Strand einer fernen Welt, umklammern ihr Surfbrett, Fernglas oder ihren Fotoapparat. Einer in Flossen, einer in Springerstiefeln und Hawaii-Hemd mit Kopfhörer, der andere mit Schieberkäppi, und im Hintergrund der Liveguard-Service. Wer die neue CD hört, braucht zwar keinen Liveguard, aber eine gehörige Portion musikalische Chuzpe um diesen Schnippchenschlägern folgen zu können.