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Markus Kurz - Radio Dreyeckland Freiburg - Jazzredaktion


Banda Cittá Ruvo Di Puglia - La Banda
(Enja ENJ-9326 22 - in-akustik)


Eine der verschütteten Wurzeln des europäischen Jazz legt das Projekt „La Banda“ frei: die Tradition der in mediterranen, hauptsächlich italienischen Provinzen bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts gespielten Blasmusikorchester die, im Stile ähnlich den Marching Bands aus New Orleans, hauptsächlich die damals gängigen Opernarien popularisiert haben und einem Großteil der einfacheren Leute, die sich einen Opernbesuch in einer der Metropolen nicht leisten konnten, diese Musik auf ihre ureigene Art nahe gebracht haben.

Wahre Bläserbrandungen peitscht das Orchester „Banda Cittá Ruvo Di Puglia“ auf, die an den Gestaden des Publikums ungläubiges Erstaunen auslösen. Kann man mit solchen akustischen Kaskaden rechnen, wenn man noch nie zuvor dieses Ensemble gehört hat?! Das Publikum echot denn auch mit unvermindertem Applaus zurück. Natürlich findet sich nach den Rüttel- und Schüttelphasen auch reichlich Balsam: die ruhigen Orchesterparts und das Spiel der Solisten, vor allem von Jean Louis Matinier am Akkordeon, sind das Salz in der Brise.

Mit dieser CD können wir bei Radio Dreyeckland nahtlos anknüpfen an unsere Sendungen im Jazz-Matinée über italienische Jazz-Musiker, die den italienischen Jazz zwischen Tradition und Moderne sehen und von denen der ein oder andere auch auf dieser außergewöhnlichen Produktion „La Banda“ mitwirkt, wie z.B. Gianluigi Trovesi am Altsaxophon und den Klarinetten, der Bassist Bruno Tommaso, der sich auf „La Banda“ als Arrangeur profilieren kann, sowie der Trompeter Pino Minafra, der auch hier wieder sein Megaphon zu Ehren kommen läßt, wie meist auch bei seinen Konzerten mit eigenem Ensemble.

Das 2-CD-Set ist thematisch aufgeteilt in einen ersten Teil, der der traditionellen italienischen Banda gewidmet ist und bei dem natürlich das Orchester „Banda Cittá Ruvo Di Puglia“ unter der Leitung von Michele di Puppo im Vordergrund steht. Der zweite Teil, betitelt „Banda and Jazz“, beginnt mit einem einleitenden Vokalstück von Lucilla Galeazzi, das nahtlos übergeht in die drei anschließenden längeren Jazz-Suiten, die den Jazzsolisten ausführlich Raum zur Entfaltung geben. Das Zusammenspiel mit den Solisten funktioniert dabei nahtlos. Neben den schon erwähnten Italienern (s.o.) wären da außerdem noch die Franzosen Michel Godard an der Tuba und eben Jean Louis Matinier am Akkordeon, sowie der Holländer Willem Breuker am Sopransax und an der Baßklarinette. Das letzte Stück schließlich, ein „Medley for Banda“ in 14 Teilen, basiert auf Soundtracks von Nino Rota und wurde arrangiert von Bruno Tommaso. „La Banda“: ein kaleidoskopisches Projekt.

Mit diesem Projekt wird übrigens nach längerer Zeit wieder einmal eine bemerkenswerte Jazz-Produktion des Südwestfunks auf CD veröffentlicht, produziert von Achim Hebgen, ein Livemitschnitt von den Musiktagen in Donaueschingen 1996.


>Vorgestellte< Titel:

Musiker u.a.:

Aufnahmedatum: 19.10.1996, Donaueschingen


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© markus kurz 97.12.21