Markus Kurz - Radio Dreyeckland Freiburg - Jazzredaktion
J.J.Johnson – The Brass Orchestra
(Verve 537 321-2 - Motor Music)
Der alte Posaunen-Haudegen J.J. hat mit 6 Trompetern, 4 Hornisten, 4 weiteren Posaunisten, 2 Euphoniumbläsern, und 2 Tubisten eine beachtenswerte Bläsertruppe für dieses neue Album um sich geschart. Unterstützt wird sie von einer klassischen Rhythmusgruppe mit Sprenkeln auf einigen Stücken von einer unaufdringlich agierenden, gut eingepaßten Harfe oder auf dem Stück If I hit the Lottery von einer Marching Drum.
Auf dieser Scheibe wird die ganze über 40 Jahre reichende Erfahrung von J.J.Johnson im Jazzgeschäft deutlich: von Traditional über Post-Bebop bis zu Latin-Anklängen ist eine ganze Menge unterschiedlicher Stilrichtungen zu erkennen. Beim kompletten Durchhören der CD zeigt sich, daß diese Richtungen durch die insgesamt hervorragenden Arrangements von J.J. und Robert Farnon nicht als zusammengewürfeltes Sammelsurium, sondern wie aus einem Guß wirken. Und für mich sehr wichtig: die Balladen, denn ein solches Jazzalbum wäre sonst sicher nicht komplett.
J.J. umschifft die Gefahr des Abrutschens in die Eintönigkeit bei dieser über 70 Minuten dauernden Big Band Session stets durch ein an der richtigen Stelle aufblitzendes Solo. Gut gefällt mir hier vor allem der Saxophonpart von Dan Faulk am Tenor- und Sopransax, insbesondere auf dem Stück Why Indiananapolis, why not Indiananapolis. Vergleicht man die Aufnahmen auf dieser CD, besonders den Opener El Camino Real, ein J.J.-Klassiker übrigens, mit den Aufnahmen auf seiner ebenfalls hervorragenden, vor Jahresfrist auf dem RCA-Label wiederveröffentlichten CD J.J.! von 1964, eine seiner wenigen unter eigenem Namen aufgenommenen Big Band Sessions überhaupt, so kommt das über 30 Jahre alte Stück allerdings mit wesentlich mehr Verve herüber.
Dies mag aber einfach an der reiferen, gelasseneren Spielweise liegen, warum sollte sich J.J. auch selbst kopieren wollen? Die Verbindung von formaler Orchestrierung und Jazz-Improvisation kann große Musik hervorbringen. Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
>Vorgestellte< Titel:
Musiker u.a.:
Aufnahmedatum: 24.-27. September 1996, NYC
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© markus kurz 97.11.30